Wenn Raumanzüge und Brettspiele zum Seminarmaterial werden
Rückblick auf die Spielewerkstatt zur politischen Bildung
Vom 30. Juni bis 3. Juli 2025 kamen mehr als 20 Menschen im Salvador-Allende-Haus in Oer-Erkenschwick zusammen. Unter dem Titel „Spielend lernen in der politischen Bildung“ und organisiert von politischbilden.de in Kooperation mit der Akademie für Kinder- und Jugendparlamente bot das Seminar eine intensive Mischung aus Selbsterfahrung, Theorie und Austausch. Moderiert wurde es von Momo Schaak und Julian Knop vom Bildungskollektiv stuhlkreis_revolte, die mit Energie und spielerischer Expertise durch die vier Tage führten.
Spiele nutzen
Im Zentrum der Veranstaltung stand die Frage: Wie können analoge Spiele – von klassischen Brettspielen über Kartenspiele bis hin zu Rollenspielen – für politische Bildungsarbeit genutzt werden? Die Antwort suchten die Teilnehmenden nicht nur theoretisch, sondern vor allem praktisch: Schon am ersten Nachmittag wurden die ersten Spiele ausprobiert, diskutiert und auf ihre bildungspolitische Wirksamkeit hin reflektiert.
Spieltypen erfahren
Ein besonderes Highlight war der Ausflug am zweiten Seminartag zum „Raumschiff“ des Waldritter e. V., das in einem ehemaligen Kaufhaus in Herten eingerichtet wurde. Hier erlebten die Teilnehmenden in einem eigens entwickelten Live Action Role Play (LARP) hautnah, wie Rollenspiele gesellschaftliche Themen wie Macht, Teilhabe und Konfliktlösung erlebbar machen können. Die Erfahrung im Raumanzug, durch eine fiktive Gesellschaft zu navigieren, öffnete den Blick auf die Möglichkeiten immersiven Lernens.
Im Salvador-Allende-Haus wurden dann in mehreren „Hands-on“-Phasen verschiedene Spiele mit unterschiedlichen Spieltypen getestet, analysiert und diskutiert. Dabei interessierten besonders die Einsatzmöglichkeiten in den verschiedenen Praxisfeldern der Teilnehmenden.
Im Mittelpunkt standen dabei Fragen wie:
- Welche Spielmechaniken eignen sich für welche Lernziele?
- Wie gelingt die Balance zwischen Unterhaltung und inhaltlicher Tiefe?
- Und wie lassen sich spielerische Formate in bestehende pädagogische Konzepte integrieren?
Spiele anpassen und entwickeln
Abgerundet wurde das Seminar durch Phasen eigenständiger Arbeit, in denen die Teilnehmenden ihre eigenen Formate mit kollegialer Unterstützung, Austausch und Feedback entwickeln konnten.
Am letzten Tag wurde in einem gemeinsamen Abschluss deutlich: Spiele sind nicht nur methodisches Beiwerk, sondern können zentrale Türöffner für politische Bildung sein. Sie bieten Räume für Perspektivwechsel, fördern demokratisches Handeln und regen Diskussionen auf Augenhöhe an. Dabei sind Spiele immer auch ein Produkt der Werte, Normen und Vorstellungen ihrer Entstehungszeit und der Menschen, die sie entwickelt haben. Sie vermitteln Botschaften implizit und explizit. Wenn nach dem Spiel der Raum für Reflexion immer ein fester Bestandteil des Lernprozesses ist, sind Spiele ein wertvolles Werkzeug für die politische Bildung. Die Teilnehmenden nahmen nicht nur neue Methoden, sondern vor allem neue Denkweisen mit nach Hause – und den Mut, in ihrer Praxis öfter mal den Spieltisch aufzubauen.
Das Team von politischbilden.de plant eine Weiterarbeit am Thema Spiel in der politischen Bildung. Bei Interesse bitte melden bei Nico Schneider.
(Fotos: ©AdB)










