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Rechten Inter­ven­tionen in der Jugend­be­tei­ligung begegnen

Viertes Vernet­zungs­treffen im LidiceHaus in Bremen

Vom 12.–13. September 2022 fand das 4. Vernet­zungs­treffen der Akademie für Kinder und Jugendpar­la­mente statt, dieses Mal in der Jugend­bil­dungs­stätte LidiceHaus in Bremen. An dem Treffen mit knapp 30 Personen nahmen neben den Ansprech­per­sonen der einzelnen Akade­mie­standorte auch Gäste der Verwaltung aus Bremen und Bremer­haven teil, die selbst mit Kinder- und Jugend­par­la­menten arbeiten oder deren Wirken und ihre Gründung unterstützen.

Der inhalt­liche Schwer­punkt der Veran­staltung lag auf dem Thema „Rechte Inter­ven­tionen in Jugend­be­tei­li­gungs­struk­turen und die Rolle politi­scher Bildung“. Dafür gab es als erstes einen Input von Florian Heuermann vom mobilen Beratungsteam gegen Rechts­extre­mismus. Hierbei ging es darum, was wir genau darunter verstehen und welche Elemente dazuge­hören. Zudem gab er einen kleinen Einblick in die Ergeb­nisse der „Mitte-Studie“ und verdeut­lichte so, wie verbreitet rechts­extreme und demokra­tie­ge­fähr­dende Einstel­lungen in der deutschen Gesell­schaft sind. Im zweiten Input, den Jana Sämann von der Univer­sität Siegen hielt, wurden konkrete Beispiele rechter Inter­ven­tionen in der Jugend­be­tei­ligung aufge­zeigt, unter anderem Angriffe rechter Parteien auf Kinder- und Jugendpar­la­mente durch öffent­liche State­ments und Anfragen. Darüber hinaus wurde erörtert, wie durch die Bezug­nahme auf ein vermeint­liches „Neutra­li­täts­gebot“ versucht wird, demokra­tische Akteur*innen in ihrem Handeln einzu­schränken. In der Debatte wurde deutlich, dass politische Bildung klar Position zu demokra­ti­schen Werten beziehen muss. Es wurde aber auch thema­ti­siert, wie schwierig es für Kinder- und Jugendpar­la­mente sein kann bzw. wie schwer es ihnen teilweise gemacht wird, sich von rechten Parteien zu distan­zieren, wenn sie als Teil der Kommu­nal­po­litik agieren. Hier wurde der Bedarf gesehen, einer­seits das Thema des Umgangs mit Neutra­li­täts­an­sprüchen in den Akade­mie­an­ge­boten aufzu­greifen und anderer­seits die Mitglieder von Kinder- und Jugend­par­la­menten in ihrer demokra­ti­schen Haltung zu stärken.

Die anschlie­ßenden Arbeits­gruppen widmeten sich dann konkreten Fragen und Handlungs­mög­lich­keiten. Eine Gruppe beschäf­tigte sich mit Handlungs­stra­tegien bei Inter­ven­tionen und überlegte, wie auf konkrete Vorfälle reagiert werden kann, um im Zweifelsfall gut vorbe­reitet zu sein. In einer zweiten Gruppe wurden Argumen­ta­tionen geschärft: Logiken und gängige Argumen­ta­ti­ons­struk­turen von rechts wurden besprochen und erarbeitet, wie sich ein Kinder- und Jugend­par­lament verhalten kann, wenn es entspre­chende Anfragen oder Vorwürfe gibt. Und in der dritten Gruppe ging es um die Frage, was politische Bildung in dem Thema leisten kann und welche Rolle und Haltung für politische Bilder*innen wichtig ist.

Nach dem vollen und inten­siven Tag wurde am Abend nochmal das gute Spätsom­mer­wetter genutzt, um sich beim gemein­samen Grillenüber die Eindrücke und Themen des Tages auszutauschen

Der zweite Tag begann mit der Frage, was die Impulse und Debatten des Vortags für die Bildungs­praxis der Akade­mie­standorte bedeutet. Es wurden Ideen für Angebote gesammelt und Fortbil­dungs­be­darfe erörtert. Danach gab es Raum für einen Austausch der Standorte über ihre Arbeit. In einem „Bring & Share“ stellten Ansprech­per­sonen der Standorte den anderen Teilneh­menden so konkret wie möglich einzelne Angebote von sich vor und standen Rede und Antwort, wie sie bestimmte Themen und Heraus­for­de­rungen angehen. So wurden Best-Practice-Beispiele mitein­ander geteilt und überlegt, wie diese in anderen Bundes­ländern adaptiert werden können. Unter anderem gab es Beispiele für die Ansprache noch nicht aktiver Jugend­licher bei einem Jugend­be­tei­li­gungstag in einem Stadtteil oder bei einem Projekt­ent­wick­lungs­labor. Auch für die Quali­fi­zierung von Fachkräften und Begleit­per­sonen wurden Angebote geteilt.

Mit vielen neuen Ideen und Impulsen endete das Vernet­zungs­treffen am Diens­tag­mittag und die Teilneh­menden traten wieder den Heimweg an. Der Austausch zwischen den Stand­orten wird im digitalen Raum fortge­führt, bevor sich alle beim nächsten Vernet­zungs­treffen im März 2023 im Haus Neuland wieder­sehen werden.

Fotos: AdB