Werwolf — Die Jugendgremien-Edition
„Werwolf- die Jugendgremien-Edition“ ist ein Spiel, bei dem Ihr es durch Diskussionen und Abstimmungen schaffen müsst, Schurk*innen zu enttarnen. Neben dem Ziel, einfach Spaß zu haben, kann das Spiel zusätzlich dazu dienen, die eigene Arbeit als Kinder- und Jugendparlament zu reflektieren und als Spieler*in demokratische Entscheidungen und politische Mitbestimmung zu erproben und zu verstehen. Das Spiel ist für Spieler*innen ab etwa 8 Jahren geeignet und bietet Gruppen mit 6–27 Personen Spaß.
Auf dieser Seite findet Ihr Wissenswertes zum Spiel, es gibt Infos und praktische Tipps zu den Themen Gendern und Gesprächskultur und wir haben Fragen zur Reflexion nach dem Spiel zusammengestellt. Außerdem kann das Spiel hier heruntergeladen oder bei uns kostenlos bestellt werden.
Über das Spiel
Im Spiel stellt Ihr Euch als Kinder- und Jugendgremium den Herausforderungen (Schurk*innen), die Euch daran hindern, Eure Interessen zu vertreten und Eure Projekte umzusetzen. Einige Charaktere unterstützen Euch dabei, die Schurk*innen zu identifizieren und aus dem Gremium zu verbannen, andere wiederum machen Euch das Leben schwer. Und seid dabei auf der Hut, nicht dass Ihr Euch selbst abwählt!
In Vorbereitung des Vernetzungstreffens der Kinder- und Jugendgremien in Brandenburg ist die Idee zur Entwicklung der Jugendgremien-Edition entstanden. Unterstützt vom Kompetenzzentrum Kinder- und Jugendbeteiligung Brandenburg wurde aus der Idee ein Spiel, das beim gemeinsamen Vernetzungstreffen 2021 mit großer Leidenschaft von allen ausprobiert wurde und den Spielenden viel Spaß bereitete. Gemeinsam mit der Akademie für Kinder- und Jugendparlamente wurde es dann weiterentwickelt und produziert.
Hintergrundinfos und Tipps
Gendern
Die Karten im Spiel sind gegendert, wir nutzen dafür das Gendersternchen. Damit wollen wir der Tatsache Rechnung tragen, dass es mehr als die beiden Geschlechter „Mann“ und „Frau“ gibt und eine integrative Sprache nutzen. Eine gendergerechte Sprache trägt dazu bei, traditionelle Geschlechterrollen und Stereotypen aufzubrechen (z.B. Ärzte sind männlich) und die gesamte Bandbreite der Geschlechteridentitäten anzuerkennen, damit jede*r unabhängig von ihrem*seinem Geschlecht respektiert und akzeptiert wird.
Gendern ist etwas, das geübt werden muss. Für manche Menschen kann es schwierig sein, in bestimmten Zusammenhängen die richtigen Begriffe zu verwenden. Wenn Ihr gendern wollt, unterstützt Euch und beachtet, dass es nicht schlimm ist, wenn mal Fehler passieren.
Im Spiel kann es für die moderierende Person hilfreich sein, durchgehend zu gendern. So kann sie verhindern, dass sie versehentlich Hinweise zu einer Person gibt, weil sie die zugehörige Geschlechtsidentität preisgibt.
Gesprächskultur
Das Spiel lebt von hitzigen Debatten, dem Austausch von Argumenten und gegenseitigen Verdächtigungen – achtet bei Euren Diskussionen darauf, dass sich alle Teilnehmenden wohlfühlen. Am Ende soll es ja nicht (nur) um’s Gewinnen, sondern um den Spaß gehen. Mit einer guten Gesprächskultur schafft Ihr für alle ein angenehmes und inklusiveres Spielerlebnis. Damit das gelingt, hier ein paar Anregungen:
- Geht respektvoll miteinander um, auch wenn Ihr Euch im Spiel gegenseitig beschuldigt.
- Achtet auf Grenzen – was manche noch als witzige Aussage durchgehen lassen, finden andere eventuell unangemessen.
- Lasst Euch bei Debatten ausreden und hört Euch zu.
- Spielt fair und akzeptiert, wenn Ihr verliert.
- Sollte es im Spiel hitzig geworden sein, sprecht danach darüber und bittet gegebenenfalls um Entschuldigung.
- Lacht gemeinsam – zum Beispiel, wenn Ihr mit abstrusen Argumentationen versucht, die anderen zu überzeugen, dass Ihr kein*e Schurk*in seid.
- Vergesst nicht, dass Ihr gemeinsam Spaß haben wollt!
Weiterführend findet Ihr hier 10 Regeln für eine gute Debatte, die Ihr auch außerhalb des Spiels nutzen könnt.
Reflexion
Als Spieler*innen wurdet Ihr während der Partie aus dem Alltag herausgeholt und musstet eine Rolle einnehmen. Während der verschiedenen Nacht- und Plenumsphasen wurden verschiedene Argumentationen ausprobiert, es kamen unterschiedliche Verhaltensweisen ans Tageslicht und vielleicht entstanden auch Konflikte. Nach dem Spiel ist es deshalb enorm wichtig, Ihr wieder aus ihrer Rolle herauskommt und über die im Spiel entstandenen Situationen und Ereignisse sprecht. Mit Hilfe einer Reflexionsrunde kann es gelingen, die aus dem Spiel gewonnenen Erkenntnisse in die echte Tätigkeit im Kinder- und Jugendgremium umzusetzen. In dieser Form lässt sich auch viel über demokratische Prozesse und Umgangsweisen lernen.
Achtet bei der Reflexion bitte auf eine gute Gesprächskultur und die entsprechenden Feedbackregeln. Ihr könnt Euch eigene Fragen überlegen oder mithilfe unserer Reflexionskarten durch die Reflexion führen lassen.
- Wie zufrieden wart Ihr mit dem Prozess? Wie demokratisch war die Wahl?
- Wie hat die Wahl stattgefunden? Gab es eine Wahlleitung? Wurden Kandidat*innen aufgestellt? Wurde geheim gewählt?
- Wer ist gewählt worden und was waren die ausschlaggebenden Gründe? Gab es Bewerbungsreden?
- Wie zufrieden war jede*r einzelne von Euch mit dem Ergebnis?
- Was war deine eigene Rolle?
- Vergleicht die Wahl mit dem Ablauf von Wahlen in Eurem eigenen Gremium. Was könntet Ihr anders machen / übernehmen?
- Wie zufrieden wart Ihr mit dem Prozess? Wie demokratisch waren die Abstimmungen?
- Haben sich in den Diskussionen alle in gleicher Weise eingebracht? Wurde manchen Leuten mehr oder anderen weniger zugehört?
- Wer wurde abgewählt und was waren die ausschlaggebenden Gründe? Konnten sich Personen, die viel gesprochen haben, länger im Spiel halten oder wurden sie früher abgewählt? Wie konnten Personen verhindern, dass sie abgewählt werden?
- Wäre es gut gewesen, sich enthalten zu können? Hätte dies zu Veränderungen im Spiel geführt? Welche Vorteile und welche Nachteile bringen Enthaltungen mit sich?
- Hatte es eine Auswirkung, dass die/der Vorsitzende bei Stimmengleichheit mit ihren*seinen zwei Stimmen die Abstimmung entscheidet? Ist diese Macht aus Eurer Sicht gerechtfertigt? Wurde sie ausgenutzt?
- Vergleicht die Abstimmung mit Entscheidungsprozessen in Eurem eigenen Gremium. Was könnt Ihr anders machen / übernehmen.
- Was haben die Personen gemacht, nachdem sie abgewählt wurden? Konnten sie sich trotzdem noch einbringen?
- Welchen Möglichkeiten gibt es in Eurem Gremium, dass sich auch Personen einbringen können, die nicht (mehr) Mitglied sind?
- Habt Ihr im Spiel gegendert? Was spricht aus Eurer Sicht dafür? Wie macht Ihr das in Eurem Gremium?
- Hatten Personen von einem bestimmten Geschlecht häufiger das Wort? Wenn ja, woran hat es gelegen?
- Wurden Personen von einem bestimmten Geschlecht früher/häufiger abgewählt? Wenn ja, woran hat es gelegen?
- Wie ist in Eurem Gremium die Verteilung von Rollen? Gibt es bei Euch Ämter, die meist von Personen eines bestimmten Geschlechts übernommen werden?
- Was könntet Ihr unternehmen, um Geschlechtergerechtigkeit herzustellen?
- Überlegt Euch, wie man auf anderen Wegen als durch eine Abstimmung zu Entscheidungen kommen könnte (Konsensfindung, Losverfahren, die/der Vorsitzende entscheidet alleine, …).
- Spielt nochmal eine Runde, bei der Ihr auf anderem Wege entscheidet, wer aus dem Gremium ausscheidet.
- Besprecht im Anschluss an diese Spielrunde, ob es so fairer war und mehr Spaß gemacht hat. Hat die Spielrunde Euren Vorstellungen von Demokratie entsprochen?
- Redet auch darüber, wie es allen Spieler*innen hierbei ergangen ist
Download
Das Spiel kann hier kostenlos heruntergeladen werden. Die Spielkarten und Reflexionskarten liegen als Druckvorlage vor und sollten am besten doppelseitig ausgedruckt werden.
Werwolf-Spiel bestellen
Wir haben das Spiel in einer Auflage von 500 Stück produzieren lassen und geben es Euch gerne kostenfrei weiter. Im Normalfall können wir auch die Versandkosten übernehmen. Wenn Ihr das Spiel gerne haben wollt, schickt uns einfach eine E‑Mail an kijupa@adb.de. Teilt uns da am besten auch gleich Eure Adresse mit und, ob Ihr selbst in einem Kinder- und Jugendparlament/Jugendgremium seid (und wenn ja in welchem). Ihr könnt das Spiel selbstverständlich auch bestellen, wenn Ihr nicht in einem Gremium seid!
Bitte habt Verständnis, dass wir nicht an jedes Mitglied eines einzelnen KiJuPas ein Spiel schicken können. Wir freuen uns daher, wenn Ihr das Spiel auch untereinander teilt und ausleiht.