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Jahres­be­richt 2023 des Akade­mie­stand­ortes Thüringen

Die Akademie für Kinder- und Jugendpar­la­mente in Thüringen widmete sich im Jahr 2023 zwei beson­deren Themenbereichen:

Zum einen wurde der Peer-to-Peer-Ansatz fortge­führt, indem junge Engagierte aus Jugend­gremien in politi­scher Bildung und der Vermittlung dieser gestärkt wurden. Auch in den Methoden der Moderation, kolle­gialen Fallbe­ratung, Zukunfts­pro­gnose und Ehren­amts­un­ter­stützung wurden sie geschult. Tools der Wissens­ver­mittlung wurden zugeschnitten auf die Bedarfe von Kinder- und Jugend­gremien. Beispiele für diesen Themen­komplex sind die Seminare „How to Workshop“ und die „Zukunfts­werk­statt“. Der Good-Practice-Ansatz und gegen­seitige Support von jungen Menschen unter­ein­ander war neben der politi­schen Bildung ein wichtiger Gelingensfaktor.

Zum anderen wurde der Themen­be­reich „ländliche Räume“ im Jahr 2023 als Schwer­punkt gesetzt. So konnte mit den Workshop­reihen „How to KJP/KiJuPa“ in kleinsten Kommunen Betei­ligung angestoßen werden, in der Hoffnung, dass mit dem erwor­benen Wissen letzt­endlich weitere Jugend­gremien auch in ländlich geprägten Regionen entstehen. Die Regionen Saalfeld-Rudol­stadt, Landkreis Greiz und Eichsfeld konnten hierbei unter­stützt werden. Dieser Support ist besonders wichtig, da junge Menschen in Klein­städten und Dörfern durch fehlende sozio­kul­tu­relle und jugend­re­le­vante Einrich­tungen bereits jetzt weniger Betei­li­gungs­mög­lich­keiten haben als in größeren Städten. Hinzu kommt, dass Gemeinden im ländlichen Raum zwar auch angehalten sind, den Paragraf 26a der Thüringer Kommu­nal­ordnung zu erfüllen, aber durch weniger Personal, meist ehren­amtlich agierende Bürgermeister*innen und wenigen jugend­re­le­vanten Fachkräften auch weniger Möglich­keiten haben, KiJuPas zu instal­lieren. Auch Abwan­derung, Mobilität und demogra­phi­scher Wandel, sowie rechts­extreme Verein­nah­mungs­ver­suche spielen hier eine nicht zu verach­tende Rolle.

Immer wieder ein Thema war und ist, dass vor allem junge Menschen in ihrer Mobilität und damit auch in ihrem Zugang zu Bildung und Betei­ligung im ländlichen Raum einschränkt sind. Aber auch fehlende Bildungs- und Aufent­haltsorte für junge Menschen und damit für Jugend­be­tei­ligung spielten 2023 eine Rolle. Oftmals sind Schulen der einzige Ort, an dem engagierte junge Menschen zusam­men­kommen können. Des Weiteren wurde das Jahr 2023 von Versuchen antide­mo­kra­ti­scher Einfluss­nahme auf Jugend­be­tei­li­gungs­gremien, deren Arbeit oder auf Workshops der Akademie überschattet. Dieser Umstand, wie auch die zunehmend erschwerten politi­schen Bedin­gungen für Jugend­gremien in Thüringen, erklären sicherlich die erhöhte Nachfrage von Kommu­ni­ka­ti­ons­trai­nings für KiJuPas bei der Akademie zum Jahresende. Einige werden 2024 umgesetzt, um junge Menschen auch hier bestmöglich zu unter­stützen. Auch eine Koope­ration mit Mobit e.V. konnte hierbei einge­leitet werden.

Die Aktivi­täten der Akademie in Thüringen konnten 2023 im Bereich Social Media ausgebaut werden. So erhöhte sich die Follo­werzahl bei Instragram um mehr als das Doppelte, mehrere Social-Media Kampagnen zu Jugend­be­tei­li­gungs­themen wurden umgesetzt und viele Stories von KiJuPas geteilt, geliked oder verlinkt. Ein beson­derer Dank gilt dem Dachverband der Kinder- und Jugend­gremien, die ihre Freizeit regel­mäßig für den Austausch mit der Akademie und den Support der Angebote geopfert haben. Die Akademie Thüringen konnte so mehrere Delegier­ten­ver­samm­lungen begleiten, an Vorstands­sit­zungen teilnehmen und auf das Fachwissen der Jugend­lichen zählen, um Veran­stal­tungen jugend­ge­recht zu planen.

Auch mit der Service­stelle Mitbe­stimmung Thüringen fand ein regel­mä­ßiger und kolle­gialer Austausch statt. Darüber hinaus konnten zwei Veran­stal­tungen in Koope­ration statt­finden. Konkret ging es dabei um die Umsetzung von fachlich quali­fi­zie­renden Vernet­zungs­treffen für Betei­li­gungs­fach­kräfte der Kinder- und Jugend­be­tei­ligung und um eine Zukunfts­werk­statt für Jugend­gremien aus Eichsfeld, Gotha, Ilmkreis und Erfurt. Bei beiden Treffen war der Dachverband der Kinder- und Jugend­gremien Thüringens ein wichtiger Koope­ra­ti­ons­partner und inhaltlich versierter Unter­stützer für die Rechte von Jugendgremien.

Insgesamt wurde im Jahr 2023 noch einmal deutlich, wie dringend Kinder- und Jugend­gremien in Thüringen unter­stützt werden sollten. Neben Angeboten der politi­schen Bildung müssen vor allem die Grund­be­dürf­nisse für Betei­li­gungs­gremien unter­stützt werden. Vielerorts fehlen erwachsene Bezugs­per­sonen, Unter­stützung bei der Verwaltung von Jugend­gremien, wie auch bei der Motivation der Mitglieder. Der Auftrag, mehr Jugend­be­tei­ligung in Thüringen zu schaffen, kann nicht allein auf den Schultern junger, engagierter Menschen lasten. Es braucht eine Verste­tigung der kommu­nalen Unter­stützung, wie auch eine stabile Finan­zierung von Betei­li­gungs­an­ge­boten und Maßnahmen politi­scher Bildung, sowie eine Aufsto­ckung der perso­nellen Ressourcen der Akademie für Kinder- und Jugendparlamente.

Fotos: © Europäische Jugend­bil­dungs- und Jugend­be­geg­nungs­stätte Weimar