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Kinder- und Jugendparlamente gut begleiten - eine Online-Bildungsreihe für Fachkräfte

Die Fortbildungsreihe wird im Jahr 2025 fortgesetzt. Weitere Infos: https://kijupa.adb.de/kijupa-fobi-25/

Wer ein Kinder- und Jugendparlament (oder äquivalent ein Jugendgremium, ein Jugendforum, einen Jugend(bei)rat) als hauptamtliche Fachkraft begleitet, der*die hat nicht nur ein vielfältiges Arbeitsfeld, sondern ist auch häufig alleine oder ganz neu in der kommunalen Verwaltung oder Jugendarbeit für das Gremium zuständig. Manchmal geht es um ganz praktische Fragen zu Methoden, Wahlverfahren oder rechtlichen Grundlagen – manchmal geht es um die eigene Rolle und Fragen der Arbeitsorganisation. Wie gewinnt man Mitglieder für ein Kinder- und Jugendparlament? Was tue ich, wenn es Konflikte im Kinder- und Jugendparlament oder mit der Politik gibt? Wie kann sich ein Kinder- und Jugendparlament gegen Rechtsextremismus positionieren? Ermögliche ich als Fachkraft Beteiligung oder bin ich selbst beteiligt?

Die Online-Bildungsreihe “Kinder- und Jugendparlamente gut begleiten”, veranstaltet von der Akademie für Kinder- und Jugendparlamente und moderiert von Anna Grebe, nahm sich diese und einige andere wichtige Fragen vor, mit denen sich viele Begleitkräfte von Kinder- und Jugendparlamenten in ihrer alltäglichen Arbeit auseinandersetzen. In 60-minütigen digitalen Sessions gab es neben Praxis-Input durch Expert*innen, Austausch und Diskussion auch Raum fürs Netzwerken und vor allem: neue Ideen für die Arbeit vor Ort.

Termine

Die Fortbildungsreihe wird im Jahr 2025 fortgesetzt. Weitere Infos unter https://kijupa.adb.de/kijupa-fobi-25/.

In 2024 fanden insgesamt folgende elf Veranstaltungen statt:

 

Wenn ein Kinder- und Jugendparlament eingerichtet wird, dann steht als erstes die Frage im Vordergrund, wer in diesem Beteiligungsgremium Mitglied werden kann – und welche jungen Menschen sich dieses Ehrenamt überhaupt vorstellen können. Die Aufgabe der Begleitkräfte ist es, gemeinsam mit Jugendverbänden, weiteren Akteuren der Kinder- und Jugendhilfe oder der Schule Kinder und Jugendliche dazu zu motivieren, sich zur Wahl zu stellen und für eine ganze Wahlperiode dabei zu bleiben. Wie gelingt es, junge Menschen für dieses Amt zu begeistern? Wie kann in der Mitgliedergewinnung für Diversität und Chancengleichheit gesorgt werden? Wer sind starke Partner*innen bei der Suche nach Jugendparlamentarier*innen?

Gast: Jan Westermann (Stadt Braunschweig, Abt. Jugendförderung)

Kinder- und Jugendparlamente zeichnen sich in der Regel dadurch aus, dass ihre Mitglieder in demokratischen Verfahren gewählt und legitimiert werden. Das Wahlverfahren, das dafür entwickelt werden muss, sollte einerseits niedrigschwellig und chancengerecht sein, andererseits aber auch satzungsgemäß und verbindlich sein. Wie setze ich als Begleitkraft eines Jugendparlamentes ein solches Verfahren auf? Wie organisiere ich eine Wahl ganz praktisch? Und wie kann ich junge Menschen dafür begeistern, ihre Stimme abzugeben und Demokratie als etwas Positives zu erleben?

Gast: Tino Nicolai (Jugendpolitischer Koordinator Stadtjugendring Greifswald)

Menschen, die in der kommunalen Verwaltung tätig sind, haben eine wertvolle Rolle in Sachen Jugendbeteiligung inne: Sie übersetzen die Anliegen des Jugendparlamentes in rechtssichere politische Verfahren und sorgen dafür, dass die Beschlüsse des kommunalen Rates, die auf Initiative eines Jugendparlamentes entstanden sind, umgesetzt werden. Dies ist jedoch nicht selten ein großer Balance-Akt, auch weil Jugendparlamente, Verwaltung und Politik unterschiedliche Sprachen sprechen, ihre Arbeitsweisen unterschiedlich sind und dies dazu führen kann, dass Jugendliche frustriert sind. Wie kann eine gute und stabile Partnerschaft zwischen Jugendparlamenten und der Verwaltung entstehen, bei der alle Beteiligten gemeinsam an guten und wertschätzenden Lösungen arbeiten? Welche Rolle spiele ich als begleitende Fachkraft dabei?

Gast: Prof. Dr. Roland Roth (Hochschule Magdeburg-Stendal)

Der Rechtsruck in Deutschland geht auch an Kinder- und Jugendparlamenten nicht spurlos vorüber: Immer wieder berichten Mitglieder und Begleitkräfte von gezielten verbalen Attacken durch Mitglieder oder Sympathisanten rechtsextremer Gruppierungen und Parteien, sei es in den kommunalen Räten oder bei Veranstaltungen oder gar auf der Straße. Wer sich für die Mitsprache und Perspektiven von Kindern und Jugendlichen in Politik und Gesellschaft einsetzt, der steht auch für eine starke und friedliche Demokratie und ein gutes Zusammenleben — und wird so zur Zielscheibe rechter Kräfte. Wie kann ein Kinder- und Jugendparlament Teil der “Brandmauer gegen Rechts” sein und gleichzeitig seine Mitglieder schützen? Welche Strategien helfen uns dabei, auf welche Partner*innen können wir uns verlassen? Und welche Aufgabe hat die Begleitkraft hier inne?

Gast: Björn Elsen (Partnerschaft für Demokratie Saalfeld-Rudolstadt, Koordinator für Kinder- und Jugendbeteiligung)

Begleitkräfte für KiJuPas kommen aus unterschiedlichen Tätigkeits- und Berufsfeldern. Aus diesen bringen sie jeweils ein eigenes Professionsverständnis mit, wenn sie mit und für Kinder- und Jugendparlamente arbeiten. Manche verstehen sich als Übersetzer*in zwischen Verwaltung, Politik und Jugendparlament, andere übernehmen die Büro- und Organisationsarbeit im Hintergrund und manche vertreten das KiJuPa aktiv bei Terminen und Besprechungen mit der Politik. Viele fühlen sich aber auch “zwischen den Stühlen” und müssen ihre Rolle als begleitende Fachkraft immer wieder neu finden – auch und vor allem mit Generationenwechseln in den KiJuPas. Was hilft Fachkräften dabei, ihre Rolle zu definieren, eine Haltung zu entwickeln und das Aufgabenfeld für sich und andere abzustecken? Welche Kompetenzen braucht es?

Gast: Friederike Könitz (Jugendbildungsreferentin für den Bereich KiJuPa und Partizipation, Magistrat der Universitätsstadt Marburg)

Überlegt sich die kommunale Politik, der Bürgermeister, die Parteien im Rat mit welchen Themen sich ein Kinder- und Jugendparlament beschäftigen soll? Identifiziert ein Kinder- und Jugendparlament selbst, bei welchen Themen und Angelegenheiten sie mitsprechen wollen? Versteht man Kinder- und Jugendparlamente als Interessenvertretung junger Menschen, dann dürfen sie frei bzw. im Rahmen ihrer Satzung entscheiden, welche Themen sie auf welche Art und Weise aufgreifen. Gleichzeitig ist die Politik in der Pflicht, junge Menschen an den sie betreffenden Angelegenheiten zu beteiligen (u.a. durch Kommunalordnungen, aber auch durch die UN-Kinderrechtskonvention geregelt). In der Theorie klingt das gut – aber wie sieht das in der Praxis aus?

Gast: Janis Fifka, Servicestelle Jugendbeteiligung e.V. (Akademiestandort Berlin)

Mitglieder von Kinder- und Jugendparlamenten und ihre Begleitkräfte kommen aus unterschiedlichen Generationen. Ihre Lebenswelten unterscheiden sich, ihr Medienkonsum, ihr Kommunikationsstil und ebenso ihr Blick auf Politik und Verwaltung. Um junge Menschen für das Engagement im KiJuPa zu begeistern, aber auch um die komplexen Inhalte aus der Kommunalpolitik verständlich zu machen, braucht es eine Ansprache, die sie in ihrer Lebenswelt erreicht, die auf ihre Bedürfnisse eingeht und die gleichzeitig nicht anbiedernd wirkt. Nicht zuletzt sind die Orte entscheidend, an denen Kinder und Jugendliche für Beteiligungsangebote angesprochen werden. Wie kann dies gelingen?

Gast: Anais von Fircks (Dachverband Kinder- und Jugendgremien Brandenburg)

Selbst machen – selbst entscheiden: Kinder- und Jugendparlamente sind dann attraktiv für junge Menschen, wenn sie dort eigene Themen setzen, selbst über ihre Arbeitsweise bestimmen und Freiräume finden können. Gleichzeitig braucht es Ressourcen und Rahmenbedingungen, die zulassen, dass sie sich ausprobieren und motiviert bleiben. Wie kann ich als Begleitkraft diese Rahmenbedingungen schaffen, wo muss ich selbst meine Haltung und Rolle überprüfen und wie gehe ich mit Anforderungen von Außen um, die an das KiJuPa und an mich als Fachkraft herangetragen werden?

Gast: Anna Baumann (Servicestelle für Kinder- und Jugendbeteiligung in NRW, Landschaftsverband Westfalen-Lippe)

Die Jugend von heute ist so vielfältig wie noch nie, sagt der 17. Kinder- und Jugendbericht der Bundesregierung. Das bedeutet theoretisch, dass diese Vielfalt sich auch in Kinder- und Jugendparlamenten widerspiegeln sollte. Doch: Ist das so? Sind KiJuPas attraktive Orte der Beteiligung für junge Menschen mit Behinderung, mit einer Migrationsgeschichte, für nicht-männliche, nicht-weiße Kinder und Jugendliche, für sozial benachteiligte junge Menschen? Ob bei der Suche nach Kandidat*innen, der Zusammensetzung des KiJuPas, seiner Arbeitsweise und seinen Themen: Wie können Begleitkräfte Vielfalt fördern?

Gast: Juli Krolop, Institut für Jugendarbeit (Akademiestandort Bayern)

Vor Ort trifft der kommunale Rat die wichtigsten Entscheidungen, die auch das Leben von Kindern und Jugendlichen betreffen. Die Mitglieder des Stadt-/Gemeinderates sind – wie die Mitglieder von KiJuPas – häufig aber selbst ehrenamtlich in der Politik tätig und haben ihre eigenen Themen und Zuständigkeiten, die sie voranbringen und umsetzen möchten. Wie können KiJuPas an Kommunalpolitiker*innen herantreten, sie über ihre Anliegen informieren und für ihre Perspektiven und Wünsche gewinnen? Welche Orte auf kommunaler Ebene eignen sich, um miteinander ins Gespräch zu kommen und nachhaltige Ergebnisse zu erzielen? Und was ist die Rolle der Begleitkraft, wenn sie das KiJuPa beim Lobbyieren für die eigene Sache unterstützen möchte?

Gast: Karola Kellner (Kommunalberaterin)

Beteiligungsformate wie Kinder- und Jugendparlamente sind Räume, in denen junge Menschen ihre Interessen wirksam in die Kommunalpolitik einbringen können. Gleichzeitig sind sie auch Orte der politischen Bildung, in denen Demokratie und Politik nicht nur theoretisch vermittelt, sondern auch praktisch erlebbar werden. Um dieses politische Erfahrungslernen zu unterstützen, gilt es Partizipationserfahrungen auch nach ihren politischen Bildungsgelegenheiten zu befragen und zu reflektieren. Bei der Besetzung des Gremiums, der Einigung, wozu sich junge Menschen beteiligen wollen, Diskussionen über Formen der Zusammenarbeit und Entscheidungsfindungen: Überall steckt politische Bildung drin!

Aufgabe von begleitenden Fachkräften ist somit, den Blick nicht nur auf das Ergebnis von Beteiligungsverfahren, sondern auch auf den Prozess zu lenken und den damit zusammenhängenden politischen Fragestellungen Raum zu geben. Was dies konkret bedeutet, werden wir in dieser Session gemeinsam diskutieren und dabei auf die Erfahrungen aus dem Projekt Akademie für Kinder- und Jugendparlamente zurückgreifen.

Input: Finn Sörje & Dominik Neumann-Wächter (Arbeitskreis deutscher Bildungsstätten e.V., Akademie für Kinder- und Jugendparlamente)

Zielgruppen: Begleitkräfte für Kinder- und Jugendparlamente, Jugendgremien und alle politischen Beteiligungsformate, Fachkräfte aus der Verwaltung und Jugendarbeit, die für Kinder- und Jugendparlamente zuständig sind

Format: Zoom-Sessions (60 Minuten)

Kosten: keine

Die Reihe findet im Rahmen der Akademie für Kinder- und Jugendparlamente in Trägerschaft des Arbeitskreises deutscher Bildungsstätten e. V. statt und wird gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ).

Überschrift Fachkräfte, Mehrere skizzierte, bunte Personen stehen an einem Whiteboard und haben Sprechblasen mit Kaken und Ausrufezeichen